Die Homeoffice-Pflicht ist offiziell aufgehoben. Doch was genau bedeutet das für die Unternehmen? Und was denken die Arbeitnehmer:innen eigentlich über die vorzeitige Rückkehr ins Büro?
Seit dem sogenannten “Freedom Day“ gilt die Homeoffice-Pflicht als offiziell beendet – dies entschied das Bundeskabinett. Das bedeutet für Unternehmen, dass sie offiziell ihre Mitarbeiter:innen wieder im Büro willkommen heißen und frei entscheiden dürfen, welche Hygienemaßnahmen und Regelungen sie für das Arbeiten im Betrieb für nötig erachten.
Welche Maßnahmen Unternehmen zum Infektionsschutz dabei genau als sinnvoll empfinden, müssen sie selbst bewerten und umsetzen. Dabei wird empfohlen, sich am regionalen Infektionsgeschehen zu orientieren.
Kritik an der neuen Regelung
Natürlich bringen neue Regelungen auch viele Fragen und Kritikpunkte bei Expert:innen auf. Während der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes BDA die Kompetenzen der Unternehmen zur individuellen Lageeinschätzung und Selbstverantwortung von Regelungen bekräftigt, stehen andere Expert:innen der neuen Regelung eher skeptisch gegenüber.
Dabei äußerte unter anderem der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes seine Bedenken. Er betonte dabei die Wichtigkeit, den Arbeitsschutz nicht als Privatangelegenheit abzutun. Die Maßnahmen trotz der aktuellen Situation so stark zu lockern, empfinde er als zu früh.
Des Weiteren unterstrich er die Bedrohung durch eine frei wählbaren Betrachtung der Gefahrenlage als enorm. Seiner Meinung nach brauche es klare und einheitliche Regelungen zur Überbrückung der derzeitigen Lage.
Die Rückkehr ins Büro spaltet die Gemüter
Nach so langer Zeit im Home-Office spalten sich bei vielen die Gefühle beim Gedanken an eine Rückkehr ins Büro. Natürlich möchten wir wieder unsere Kolleg:innen sehen und soziale Kontakte pflegen, an Teamevents teilnehmen und unserer gewohnten Routine nachgehen.
Gleichzeitig werden uns aber auch direkt wieder die Nachteile, der vor-Ort-Arbeit klar. Ansteckungsgefahr ist eines der größten Bedenken, aber auch frühes Aufstehen, um sich fertig zu machen, zeitraubendes Pendeln, großräumige Büros mit wenig Ruhe und Privatsphäre lassen einen an der Arbeit im Büro zweifeln.
Laut einer unserer LinkedIn-Umfragen findet es die Mehrheit der Befragten (44%) angesichts der derzeitigen Situation und steigenden Infektionszahlen noch zu früh für eine obligatorische Rückkehr in den Betrieb. Ganze 39% gaben an, dass sie generell lieber immer im Home-Office bleiben würden.

Nur 11% hielten die Rückkehr in die betrieblichen Räumlichkeiten für angemessen und 9% waren unentschlossen. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich viele Arbeitnehmer:innen noch nicht ganz mit dem Gedanken anfreunden können, unverzüglich ins Büro zurückzukehren.
Aber wie können Unternehmen auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Mitarbeiter:innen eingehen und gleichzeitig eine Annäherung erreichen?
Was können Unternehmen jetzt tun?
Mitarbeiter:innen die Wahl lassen
Ist die Heimarbeit bei einem/einer Mitarbeiter:in auch von zu Hause aus möglich, dann lassen Sie den Kolleg:innen selbst über seinen/ihren Arbeitsort entscheiden. So können Mitarbeiter:innen sich frei mitteilen, ohne Angst davor, verurteilt zu werden.
Indem Sie auf die Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Mitarbeiter:innen eingehen, erreichen Sie ein Gefühl des Wohlbefindens und kommen Ihren Beschäftigten entgegen.
Mitarbeiter:innen bitten, im Home-Office zu bleiben
Viele Unternehmen haben längst erkannt, dass Home-Office bei manchen Jobs durchaus mit einer gesteigerten Produktivität einhergeht. Somit können Sie als Arbeitgeber:in einfach entscheiden, dass die Arbeit in Ihrem Unternehmen auch weiterhin aus dem Home-Office ausgeübt wird.
Hybride Modelle
Hybride Modelle bieten die perfekte Balance zwischen Heimarbeit und der Arbeit im Büro. Wenn Sie nicht komplett auf die Arbeit vor Ort verzichten können: Wie wäre es dann mit einem Büro/Home-Office-Modell?
Mit dem hybriden Arbeiten können Firmen festlegen, wie viele Tage die Mitarbeiter:innen im Büro erscheinen müssen und wie viele sie fürs Home-Office nutzen können. Legen Sie zum Beispiel bestimmte Tage wie Montag, Mittwoch und Donnerstag als Bürotage fest und ermöglichen somit an den anderen Werktagen das Schaffen aus dem Home-Office.

Somit können Mitarbeiter:innen jeden Tag ins Büro kommen, wenn Sie möchten oder sich gegebenenfalls an den anderen Tagen Homeoffice Zeit nehmen.
Sie können aber auch unbestimmte Tage fürs Büro festlegen. Legen Sie beispielsweise fest, dass Mitarbeiter:innen x Tage die Woche ins Büro kommen sollen. So können Sie dafür sorgen, dass sich Kolleg:innen wieder in Person annähern und die Arbeiten, die vor Ort erledigt werden müssen, auch ausgeführt werden, ohne komplett auf das Home-Office verzichten zu müssen.
3G außer Kraft gesetzt
Gesetzlich gesehen dürfen Unternehmen keine Kontrollen mehr am Arbeitsplatz durchführen. Masken sowie ein Test pro Woche sollten Arbeitnehmer:innen dennoch zur Verfügung gestellt werden, müssen aber nicht von Mitarbeiter:innen in Anspruch genommen werden. Auch eine Freistellung von der Arbeit zur Wahrnehmung von Impfterminen muss künftig von Arbeitgeber:innen gestattet werden.